Diese malerisch schön gestalteten Muster wurden früher in die Rinde geeigneter Bäume mittels Spezial"messer" geritzt. Durch die Verletzung der Kambiumschicht (Wachstumsschicht) wehrte sich der Baum durch die Absonderung eines "Heilsekrets", dem Harz. Er ist das "Blut" des Baumes und schützt den Baum bei Verletzungen der Wachstumsschicht durch "Verkleben" der Wunde vor dem Austrocknen und vor Pilzbefall. Bei vernünftig durchgeführter "Harzung", d.h., wenn die Harzwunden nicht zu groß werden, erleidet der Baum keinen Schaden. Man vergleiche das mit dem Blutspenden beim Menschen. Das ausgetretene Harz sammelt sich in der senkrechten Mittelrinne und tropft in das darunter angebrachte Gefäß, welches in bestimmten Abständen geleert wird. Bei dieser Harzernte werden die Sammelrinnen vom erstarrten Harz gereinigt und je nach Bedarf jeweils zwei bis drei neue Rinnen unterhalb der vorhandenen beidseitig eingeritzt. Das wichtigste Werkzeug ist das Harzmesser, ein taschenmesserähnliches Gerät, welche am Ende seiner Klinge U-förmig gebogen und scharf geschliffen ist, so daß beim Ansetzen und "durchziehen" eine halbbogenförmige Rinne entsteht. Das so gewonnene Harz wurde in der Lackindustrie verwendet. Gereinigt findet es als Kolophonium Verwendung. Mit der Umgestaltung der DDR-Wirtschaft bestand kein Bedarf an Naturharz mehr, so daß diese Naturstoffgewinnung keine Bedeutung mehr bestzt.
Ein Harzwald, der einer der vielen in einer Gegend ist, indem es meißt nur Kiefernwäldern gibt.
Auf den Bildern erkennt man deutlich, wie im Laufe einer gewissen Zeit die Wunden verheilen und zuwachsen. Dieses "Harzen" schadete den Bäumen keinesfalls, wenn man darauf achtete, daß die Kambiumschicht nicht rund um den gesamten Stamm beschädigt wurde, so daß ein Nahrungstransport nach oben nicht mehr stattfinden konnte, bzw. das Breitenwachstum gestört wurde. Dann ging der Baum unweigerlich ein. Die Tätigkeit des Harzens wurde von speziell dafür ausgebildeten Forstleuten durchgeführt. Auch leidete die Holzqualität des so "gequälten" Baumes nicht. Wie gesagt, diese Art der Rohstoffgewinnung aus dem Wald war in der DDR üblich. Das gewonnene Harz wurde gereinigt und auch exportiert.
Zitat von TurboAtze, ich kann mich erinnern das damals solche Behälter am Baum gehangen haben, um das Harz aufzufangen.
Ja, anfangs waren das in Ermanglung geeigneter Behälter, Blumentöpfe der Größe 12. Die konische Form erleichterte das Entleeren durch leichtes Aufklopfen der Töpfe.
Eine andere Form des Baumquälens haben wir Jungens geübt:
Im zeitigen Frühjahr, wenn der Saftstrom der Bäume beginnt, haben wir Birken mittels Holzbohrer (ca. 6 mm Durchmesser) angebohrt und in diese Bohrung genau passend ein Röhrchen aus Schilf gesteckt. Darunter wurde ein Gefäß (meißt eine kleine Flasche) gestellt und alles mit umliegenden Blättern getarnt, damit dieser Baumfrevel nicht aufflog. Nach ca. 2...3 Std schauten man vorsichtig nach und wechselte evtl die mit Birkensaft gefüllte Flasche. Dieser war dünnflüssig und schmeckte herrlich süß. Man konnte diesen Saft als Erfrischung sofort trinken, oder daraus eine gutschmeckende Frühlingsbowle brauen. Sobald die ersten Blattknospen zu erkennen waren. ließ der Saftstrom nach und ein Auffangen desselben lohnte sich nicht mehr. Die Bohrung wurde mit einem passend geschnitzten Holzpflöckchen abgedichtet und wuchs im Laufe des Jahres zu.