FIA-Urteil: McLaren der Verlierer - Ferrari froh DPA - Samstag, 17. November, 14:02 UhrParis (dpa) - Mit Genugtuung haben Ferrari und die von der Benzinaffäre von Brasilien betroffenen Teams Williams und BMW-Sauber auf das Urteil des Berufungsgerichts des Automobil-Weltverbandes FIA reagiert.
Dagegen steht McLaren-Mercedes als großer Verlierer der durch den Spionageskandal und andere Affären ohnehin schon belasteten Formel-1-Saison 2007 fest.
«Die Entscheidung des Berufungsgerichts beendet eine sowohl auf als auch neben der Strecke intensive Saison», meinte Ferrari-Teamchef und -Geschäftsführer Jean Todt. Es sei ein «letzter und verzweifelter Versuch» abgelehnt worden, «das auf der Strecke erreichte Ergebnis noch zu verändern». Das Berufungsgericht hatte den Einspruch von McLaren-Mercedes gegen das Ergebnis beim Saisonfinale am 21. Oktober in Sao Paulo als «unzulässig» abgewiesen. Damit steht der erste Titelgewinn des finnischen Ferrari-Fahrers Kimi Räikkönen fest.
McLaren-Mercedes hatte gegen die Entscheidung der Rennkommissare in Brasilien protestiert, Nico Rosberg und Kazuki Nakajima im Williams sowie Robert Kubica und Nick Heidfeld im BMW-Sauber wegen angeblich zu niedriger Benzintemperaturen in ihren Wagen nicht zu disqualifizieren. Rosberg, Kubica und Heidfeld hatten beim letzten Saisonrennen als Vierter, Fünfter und Sechster vor Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton gelegen. Der Brite hatte mit Platz sieben den Titel verpasst. Zum WM-Triumph hätte ihm ein fünfter Rang gereicht.
BMW-Motorsportchef Mario Theissen war mit der wenig überraschenden Entscheidung der vier FIA-Sportrichter unter Vorsitz des Tschechen Jan Stovicek zufrieden. «Ich bin froh, dass der Fall geklärt ist. Damit ist die Saison 2007 für uns endgültig beendet. Das Ergebnis hatten wir erwartet», sagte Theissen. «Meiner Ansicht nach hätte der Fall nicht vor den Court of Appeal kommen sollen, sondern vor die Technical Working Group. Es sollte eine klare Regelung für die kommende Saison geben.» Auch Williams begrüßte ausdrücklich das Urteil. Das Team habe «das Reglement nicht verletzt».
Kritik am Vorgehen von McLaren-Mercedes wurde sogar in der englischen Presse laut. Zwar hatten Vertreter des Rennstalls - allen voran Vizeweltmeister Hamilton - stets betont, den Titel nicht nachträglich am Grünen Tisch gewinnen zu wollen. Doch bei der Verhandlung in London hatte McLaren-Anwalt Ian Mill letztlich genau das gefordert.
«Es war das Urteil, dass die meisten Formel-1-Insider erwartet hatten und schloss ein paar peinliche Tage für McLaren ab», schrieb «The Guardian». «The Times» meinte: «Das Berufungsgericht der FIA ersparte Lewis Hamilton die Peinlichkeit, nachträglich zum Formel-1-Weltmeister gekürt zu werden, indem es den Antrag von McLaren zurückwies.» Ähnlich äußerte sich der «Daily Telegraph»: «Ein Formel-1-Gericht ersparte Lewis Hamilton peinliches Erröten, indem es McLarens Versuch zurückwies, ihn auf juristischem Weg zum Weltmeister zu machen.»
Immerhin erwies sich der 22 Jahre alte Brite als fairer Sportsmann. «Wie ich schon immer gesagt habe, Kimi hat die Weltmeisterschaft verdient. Und weder ich noch irgendjemand anders bei Vodafone McLaren-Mercedes hatten irgendein Verlangen, sie ihm im Gericht wieder wegzunehmen», hatte der Jungstar zu dem Urteilsspruch gesagt. «Das war nicht der Zweck des Einspruchs.» Auch McLaren- Geschäftsführer Martin Whitmarsh erklärte noch einmal in einer Stellungnahme, dass es dem Team nur um die Klärung einer Regel gegangen sei.
In Italien herrschte nach dem Ende aller Zweifel am Titelgewinn von Räikkönen Erleichterung: «La Gazzetta dello Sport» titelte: «Räikkönen, der Titel ist wirklich deiner. Endlich! Maranello jubelt.» «La Repubblica» stellte kurz und knapp fest: «McLaren abgewiesen, Ferrari jubelt nochmal.»